Original oder Fake? Fälschungssichere und einzigartige Kennzeichnung zeigt Echtheit von Produkten
Fälschungssicherer Produktschutz und resiliente Lieferketten sind Ziele des Fraunhofer-Projekts SmartID. Die Fraunhofer-Institute für Angewandte Polymerforschung IAP, für Sichere Informationstechnologie SIT und für Offene Kommunikationssysteme FOKUS entwickeln hier ein neuartiges Kennzeichnungssystem, mit dem die Echtheit von Produkten per Smartphone und offline, also ohne Zugriff auf eine Datenbank, erkannt werden kann. SmartID soll in bestehende Track & Trace-Infrastrukturen eingebettet und mit kommerziell verfügbaren Druckprozessen auf die Produkte bzw. deren Verpackungen gedruckt werden.
Gefälschte oder nicht zertifizierte Produkte sind zahlreich im Umlauf, beispielsweise FFP2-Masken. Verbraucher haben oft kaum eine Chance, die Echtheit eines Produktes zu überprüfen. Bei gefälschten Medizinprodukten und Arzneimitteln, Kosmetika aber auch Lebensmitteln kann es zudem zu ernsten Folgen für die Gesundheit kommen.
Produkt-Authentifizierung vom Erzeuger bis zum Endkunden
Ein umfassender Produktschutz lässt sich nur durch ein System erreichen, das vom Erzeuger über Zoll-, Groß- und Einzelhändler bis hin zum Endkunden eine Verifizierbarkeit der Produktechtheit gewährleistet. »Das streben wir im Projekt SmartID an. Jeder in dieser Kette soll in der Lage sein, ein Produkt sicher zu authentifizieren. Wir nutzen dabei aus, dass heutzutage fast jeder ein Smartphone hat«, erklärt Dr. Tobias Jochum, der das Projekt koordiniert und als Spezialist für Fälschungssicherheit am Hamburger Zentrum für Angewandte Nanotechnologie CAN, einem Forschungsbereich des Fraunhofer IAP, arbeitet.
In SmartID wird jedes Produkt eine einzigartige und fälschungssichere Kennzeichnung erhalten. Dazu bringen die beteiligten Wissenschaftler*innen materialwissenschaftliche Expertise mit modernster Software zusammen. Das Fraunhofer IAP entwickelt für das fälschungssichere Kennzeichnen neuartige Materialien, welche per Smartphone detektierbar sind. Die Fraunhofer-Institute SIT und FOKUS entwickeln eine spezielle Software zum Auslesen und Verschlüsseln dieser Kennzeichnung sowie eine App für Smartphones.
Nutzung bestehender Track & Trace-Infrastruktur, doch ohne Datenbank
Mit ihrer Kennzeichnung bauen die Partner dabei auf bestehenden Track & Trace-Barcodes auf. SmartID ist so ausgerichtet, dass sowohl QR-Codes, als auch sogenannte Data Matrix-Codes und alle weiteren ISO-normierte Barcodes verwendet werden können. Diese werden dann mittels Smartphone ausgelesen. Doch entgegen der herkömmlichen Variante, können die Nutzer die Echtheitsverifikation auch ohne Datenbankabgleich durchführen. »Dies bietet mehrere Vorteile: einerseits wird die Produktauthentifikation kunden- und anwenderfreundlicher, denn die Nutzer müssen keine Internetverbindung aufbauen. Auf der anderen Seite vermeiden wir mit SmartID verschiedene IT-Sicherheits- und Datenschutzherausforderungen, die sich bei Verwendung einer zentralen Datenbank ergeben, sowie die hohen Kosten, die sich durch Installation, Inbetriebnahme und Wartung der Datenbanken ergeben.« so Jochum.
In der ersten Phase des Projekts konzentrieren sich die Partner darauf, sichere und einzigartige Kennzeichen auf Verpackungen von Produkten zu etablieren und Prozesse hinsichtlich der Kosten zu optimieren. Ein Ziel ist dabei, SmartID-Kennzeichen mit herkömmlichen Drucktechnologien auf Verpackungen zu drucken. Künftig könnten diese Kennzeichnungen auch direkt in Produkte integriert werden oder mindestens auf deren Oberfläche gedruckt werden.
Starke Partner aus der Industrie
Begleitet wird SmartID durch einen industriellen Beirat, welcher unterschiedliche Expertisen entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit in das Projekt einbringt. Zu den Partnern gehören die REA Elektronik GmbH, DNV, Domino Printing und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. »Während in der Vergangenheit fast ausschließlich IT-Lösungen etabliert wurden, berücksichtigt SmartID auch die physikalische Komponente des Fälschungsschutzes und kombiniert diese mit bestmöglicher IT-Sicherheit«, sagt Steffen Zimmermann von Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
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