Fraunhofer IAP und IAO treiben Innovationen mit Mikroverkapselung voran

Was kommt nach dem Durchschreibepapier?

Pressemitteilung /

Die Fraunhofer-Technologieplattform Mikroverkapselung erweist sich auch im vierten Jahr als erfolgreiches Konzept. In dem 2009 gegründeten Netzwerkprojekt widmen sich die Fraunhofer-Institute für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm und für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart neuen Anwendungsfeldern für die Verkapselungstechnologie. In erster Linie bündelt und kommuniziert die Informationsplattform das verfügbare Wissen rund um das Thema Mikroverkapselung und eröffnet neue Ideen zu deren Verwendung. Zudem bietet sie ein Experten-Netzwerk an, über das Kontakte geknüpft werden können. Zwölf Firmen beteiligen sich aktuell an dem Projekt, darunter BASF, Clariant, Henkel, Lanxess sowie Firmen aus Spanien und Dänemark. Am 11. Juli 2012 trafen sie sich erneut im Fraunhofer IAP zu einem Workshop, um aktuelle Trends und Entwicklungen im Bereich der Mikroverkapselung zu diskutieren.

© Fraunhofer IAP
Mikroverkapselte Farbpigmente

Mit der Einführung der Computertechnik verringerte sich die Nachfrage nach Durchschreibepapieren deutlich. Ein großes Problem für deren Hersteller. Die veraltete Kopiertechnik basiert auf Mikrokapseln, die mit einem Farbstoff gefüllt und auf der Rückseite eines Papiers aufgebracht wurden. Der Druck eines Stiftes zerstört die Kapseln und erzeugt so eine Kopie des Geschriebenen. Doch im Zeitalter von Kopiergeräten und PCs findet Mikroverkapselung hier deutlich weniger − eine Entwicklung, die auch vielen anderen Branchen Verluste bereitet. Neue industrielle Anwendungen für die alte Technologie werden gesucht, die idealerweise mit der vorhandenen Ausrüstung realisierbar sind. Diesen Trend griffen die Fraunhofer-Institute IAP und IAO auf und etablierten die Technologieplattform Mikroverkapselung. »Die Teilnehmer unserer Internetplattform erhalten hier vielseitige Informationen über technische Fortschritte, aktuelle wissenschaftliche Publikationen oder neue Anwendungen und Patente im Bereich der Mikroverkapselung. Seit diesem Jahr können sie sogar per Videokonferenz an Fachvorträgen teilnehmen.« erklärt die Mikrokapsel-Expertin Monika Jobmann vom Fraunhofer IAP. Das angebotene Themenspektrum ist umfangreich. Wirk- und Zusatzstoffe für Lebensmittel-, Pharma-, Textil-, Bau- und Chemie, die Abschätzung von Marktchancen, Details zur Beschaffung finanzieller Mittel bei der EU oder ein Überblick zu den asiatischen Forschungsaktivitäten sind nur einige Beispiele. Doch nicht nur Inhalte sollen vermittelt werden. Ein Herzstück des Projektes ist eine Kontaktbörse, die Mikrokapsel-Experten mit ihren jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten identifiziert und in Interviews vorstellt. »Mit der Plattform möchten wir Wissenschaftseinrichtungen und Firmen aus der Industrie vernetzen, die mit Mikroverkapselung arbeiten. Vertreter unterschiedlichster Branchen treffen hier zusammen, etwa aus der Display- und Oberflächentechnologie, Kosmetik- und Pharmaindustrie, Landwirtschaft, Architektur oder der Medizin. « erklärt Maximilian Kauffmann, Projektmanager am IAO. Und dieses Konzept scheint aufzugehen: Die Zahl der Partner nimmt stetig zu. »Der Workshop brachte wieder viele neue Ideen und Anregungen, die wir weiter verfolgen werden. Wir werden trotzdem stetig die Qualität der Plattform verbessern, indem wir zusätzliche Angebote schaffen und weitere Teilnehmer für das Netzwerk gewinnen. Neueinsteiger sind jederzeit willkommen. « erklärt Monika Jobmann. Und auch wenn es nicht das erklärte Ziel der Plattform ist, Projekte zu generieren, so freuen sich Jobmann und Kauffmann umso mehr, dass bereits mehrere Kooperationen hieraus hervorgegangen sind.

 

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP

Das Fraunhofer IAP in Potsdam-Golm ist spezialisiert auf Forschung und Entwicklung für das gesamte Spektrum der Polymeranwendungen. Es unterstützt Unternehmen und Partner bei der maßgeschneiderten Entwicklung und Optimierung von innovativen und nachhaltigen Materialien, Prozesshilfsmitteln und Verfahren. Neben der umweltschonenden, wirtschaftlichen Herstellung und Verarbeitung von Polymeren im Labor- und Pilotanlagenmaßstab bietet das Institut auch die Charakterisierung von Polymeren an.Synthetische Polymere auf Erdölbasis stehen ebenso im Fokus der Arbeiten wie Biopolymere und biobasierte Polymere aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Anwendungsfelder sind vielfältig: Sie reichen von Biotechnologie, Medizin, Pharmazie und Kosmetik über Elektronik und Optik bis hin zu Anwendungen in Verpackungs-, Umwelt- und Abwassertechnik oder der Automobil-, Papier-, Bau-, und Lackindustrie.

Anwendungszentrum für Innovative Polymertechnologien

Mit dem 2012 eröffneten Anwendungszentrum vertieft und erweitert das Fraunhofer IAP seine Kernkompetenzen in der Polymerforschung. Hier werden Prozesse zur Herstellung innovativer Materialien sowie neue Technologien vom Labor- in den Technikumsmaßstab übertragen. Die Polycarbonat-Fassade des L-förmigen Anbaus weist in besonderer Weise auf seine Nutzung zur Polymerforschung hin. Das von der Hascher und Jehle Planungsgesellschaft mbH entworfene Gebäude besteht aus einem Kopfbau mit vier Vollgeschossen und einem dreigeschossigen flachen Riegel. Genutzt werden die 2.760 m² Fläche für Büros (1050 m²) und Laborflächen (1370 m²). Besonderheiten sind hierbei ein Reinraumtechnikum (ca. 440 m²), ein biochemisches Technikum, das S1-Anforderungen erfüllt (ca. 155 m²), weitere S1- und S2-Labore sowie abgedunkelte und schwingungsentkoppelte Sonderlabore für Mikroskopie und Laseranwendungen (ca. 100 m²).

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Das Fraunhofer IAO in Stuttgart beschäftigt sich mit aktuellen Fragestellungen rund um den arbeitenden Menschen. Insbesondere unterstützt das Institut Unternehmen dabei, die Potenziale innovativer Organisationsformen sowie zukunftsweisender Informationsund Kommunikationstechnologien zu erkennen, individuell auf ihre Belange anzupassen und konsequent einzusetzen. Die Bündelung von Management- und Technologiekompetenz gewährleistet, dass wirtschaftlicher Erfolg, Mitarbeiterinteressen und gesellschaftliche Auswirkungen immer gleichwertig berücksichtigt werden.
Durch die enge Kooperation mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart verbindet das Fraunhofer IAO universitäre Grundlagenforschung, anwendungsorientierte Wissenschaft und wirtschaftliche Praxis.

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