Vorteile bei Werkstoffeigenschaften und Verformbarkeit
Neue Holzfurnier-Prepregs: Sehr guter Brandschutz, deutlich weniger Formaldehyd
Zur Herstellung von Sitzen für Schienenfahrzeuge und weiteren Produkten hat ein Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren Prepregs aus Holzfurnieren optimiert. Sie entwickelten hierfür ein neues, anteilig biobasiertes Bindemittel, das das Ausdünsten von Formaldehyd vermindert und die Werkstoffeigenschaften verbessert. Außerdem identifizierten sie eine geeignete Kombination aus Flammschutzmitteln, mit denen Produkte aus Holzfurnier-Prepregs künftig die DIN-Norm »Brandschutz in Schienenfahrzeugen« einhalten. Koordiniert wurde das Verbundvorhaben vom Forschungsbereich Polymermaterialien und Composite PYCO des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP. Weitere Partner waren die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, die Pagholz Formteile GmbH, die Schill + Seilacher Struktol GmbH, die Synotec GmbH und die System 180 GmbH.
Prepregs sind vorimprägnierte, maschinell verarbeitbare, flächige Halbzeuge wie Glasfasergewebe oder eben Holzfurniere. Die Harzmatrix zur Imprägnierung ist nicht vollständig ausgehärtet, so dass die Halbzeuge bei der anschließenden Verarbeitung unter Druck und Temperatur noch verformbar sind. Prepregs aus Holzfurnieren stellen eine relativ neue Entwicklung dar. Im Projekt entwickelten die Wissenschaftler hierfür eine innovative Matrix als Bindemittel: ein Phenolharz mit 20 Prozent Holzöl-Anteil. Mit dieser Harzmischung lassen sich nicht nur die sonst bei der Herstellung von Holzwerkstoffen freiwerdenden Formaldehydemissionen deutlich reduzieren, sondern sie ermöglicht auch eine optimale Durchtränkung des Holzes, eine hohe Verformbarkeit durch geringere Sprödigkeit und sehr gute Werkstoffeigenschaften, vor allem in punkto Feuchtigkeits- und Formbeständigkeit sowie Oberflächengüte.
Diese Prepregs sollen künftig zur Fertigung von Sitzen für Schienenfahrzeuge eingesetzt werden. Deshalb galt es, die strengen Anforderungen der Norm DIN EN 45545-2 »Brandschutz in Schienenfahrzeugen« zu erfüllen. Als besonders gut geeignet erwies sich hierfür der Einsatz einer Kombination von Flammschutzmitteln. Mit ihnen entsprachen die holzbasierten Prepregs der höchsten Anforderungsklasse der Norm. Allerdings erforderte die Imprägnierung mit den Flammschutzmitteln einen zusätzlichen Prozess-Schritt, ein Vakuum-Druck-Verfahren, das das Konsortium gemeinsam entwickelte und erprobte. Damit ließ sich ein wichtiges Projektziel – die Herstellung mit einem einfachen und kontinuierlichen Tränkverfahren – noch nicht realisieren. »Grundsätzlich ist eine weitere Vereinfachung des Verfahrens möglich. Dies erfordert jedoch die Weiterentwicklung der Imprägnieranlagen. Holzfurnier-Prepregs könnten in der Herstellung dann potenziell wirtschaftlicher gegenüber anderen Werkstoffen sein«, schätzt Projektkoordinator Dr. Sebastian Steffen vom Fraunhofer IAP ein. Für die Verfahrensschritte Trocknung und Vorvernetzung im Pilotmaßstab kann man hingegen schon heute die am Forschungsbereich PYCO entwickelte und betriebene Durchlaufmikrowellenanlage nutzen.
Das neu entwickelte Prepreg ist bei Raumtemperatur bis zu vier Wochen lagerfähig. Die daraus gefertigten Produkte weisen ähnliche mechanische Kennwerte wie solche aus herkömmlichen Holzwerkstoffen auf. Bei der Formgebung besteht jedoch wesentlich mehr Spielraum, ähnlich wie bei faserverstärkten Kunststoffen. Hinzu kommt die Ästhetik und Nachhaltigkeit des Holzes. Auch beim Flammschutz und den Formaldehydemissionen haben Holzfurnier-Prepregs gegenüber klassischen Holzwerkstoffen deutliche Vorteile. Gelingt es, ein effizientes Herstellungsverfahren zu entwickeln, dürften Holzfurnier-Prepregs nicht nur bei der Ausstattung von Schienenfahrzeugen, sondern zum Beispiel auch in den Segmenten Büromöbel oder Musikinstrumente sehr gute Marktchancen haben.
Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert. Der Abschlussbericht und weitere Informationen stehen auf www.fnr.de unter den folgenden Förderkennzeichen (FKZ) zur Verfügung:
FKZ 22026014: Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP
Forschungsbereich Polymermaterialien und Composite PYCO
Entwicklung der Bindemittel u. Verbundkoordination
FKZ 22005915: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Entwicklung von Mehrschichtmaterialverbünden
FKZ 22006015: Pagholz Formteile GmbH -
Untersuchungen zum Einsatz in Sitzmöbeln Zuwendungsempfänger
FKZ 22006115: Schill + Seilacher Struktol GmbH
Entwicklung der Flammschutzmittel
FKZ 22006215: Synotec GmbH
Untersuchungen zum Einsatz im Instrumentenbau
FKZ 22006315: System 180 GmbH
Untersuchungen zum Einsatz im Systemmöbelbereich
Autorin: Nicole Paul
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