Funktionsintegration: Mehr Fähigkeiten in weniger Schritten

Wissens- und Technologietransfer für funktionsintegrierte Produkte

Tahani Adnan leitet die Geschäftsstelle des Leistungszentrums »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen«. Seit 2019 hat Tahani Adnan zusammen mit dem Team der Geschäftsstelle 30 Projekte begleitet. Sie unterstützt Projektteams beim Wissens- und Technologietransfer, um die Entwicklung neuer Technologien mit dem Fokus Funktionsintegration voranzutreiben. Wie das gelingt, erzählt sie im Interview.

Warum ist das Thema »Funktionsintegration« in der Region Brandenburg-Berlin gut aufgehoben?

Tahani Adnan: Die Integration mehrerer Funktionen in einem Bauteil reduziert die Komplexität von Systemen und Produkten sowie die Anzahl der Fertigungsschritte. Zudem ermöglicht Funktionsintegration neue Anwendungen. Mechatronische, biologische, elektronische und optische Eigenschaften lassen sich heute wirtschaftlich in Kunststoffstrukturen integrieren, zum Beispiel in Form von Sensoren, Leiterbahnen und Aktoren. Das Technologiefeld der biofunktionalisierten Kunststoffe wiederum bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Spezialitätenchemie, Biologie oder Pharmazie bis hin zur Abwassernachbehandlung und leistet wichtige Beiträge für nachhaltigere Produkte. In der Region Brandenburg-Berlin bündelt das Leistungszentrum die Aktivitäten der privatwirtschaftlichen und öffentlich finanzierten Akteure von der anwendungsnahen Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis hin zur konkreten Entwicklung von Prototypen oder Produkten.

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen sind gefragt, wenn es um die Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen geht?

Ein breites Wissen in Chemie, Physik, Medizin und Material- sowie Ingenieurwissenschaften. Funktionsmaterialien gehören zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts, weil sie Lösungen für viele Anwendungsbereiche in Gesundheit, Transport, Energie, Kommunikation oder Umwelt bieten. Es benötigt spezielle Expertisen – von der chemischen Synthese über den strukturellen Aufbau von Materialien bis hin zu deren physikalischen Eigenschaften und Anwendungen. Unternehmen können nur selten auf solche Fähigkeiten in ihrer ganzen Breite und Tiefe im eigenen Haus zurückgreifen. Und genau da setzt das Leistungszentrum an. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der beteiligten Fraunhofer-Institute und regionalen Hochschulen vereinen eben dieses einzigartige Wissen und die notwendigen Kompetenzen.

Welche Vorhaben fördert das Leistungszentrum »Funktionsintegration«?

Wir unterstützen fach- und institutsübergreifende Projekte, welche die einzigartigen Eigenschaften biologischer und physikalisch-chemischer Komponenten zusammenführen. Aktuelle Schwerpunktthemen sind Sensorik, additive Fertigung und Design to Recycle. Die Forschenden im Netzwerk des Leistungszentrums arbeiten daran, neue Technologien, Verfahren oder Materialien zu entwickeln, die entweder mehrere Funktionalitäten vereinen oder die Herstellungsprozesse bereits vorhandener Produkte verbessern. Dann sind die Unternehmen am Zug. Sie sind es, die innovative Lösungen marktfähig machen oder Produkte und Dienstleistungen erfolgreich anbieten. Das Ziel des Leistungszentrums ist es, die Hauptstadtregion im Bereich der »Funktionsintegration« zu stärken, indem das Know-how verschiedener Fachleute, Wissenschaftsorganisationen und Industriepartner gebündelt wird. Dafür ist ein sehr enger Austausch mit Unternehmen über Trends, Bedarfe und Entwicklungspotenziale unerlässlich.

Wie bringen Sie Wirtschaft und Wissenschaft zusammen?

Neben der Ankeruniversität Potsdam stärken die Brandenburgische Technische Universität Cottbus - Senftenberg, die Technische Hochschule Wildau sowie Industriepartner aus verschiedenen Branchen unser Netzwerk. Zudem sorgen Projektmentoren aus der Industrie durch ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen dafür, dass im Leistungszentrum Lösungen für ganz reale Anforderungen und die Bedürfnisse des Markts entwickelt werden. Die Mentoren geben bereits in der frühen Entwicklungsphase wertvolle Hinweise und Tipps aus Sicht des Markts. Dadurch erhöhen sich die Verwertungspotenziale neuer Technologien – das ist unsere Erfahrung. Im Beirat unterstützen uns hochrangige Vertreter aus Brandenburgs Wissenschaft, Lehre, Wirtschaft und Politik mit ihrem Know-how. So schaffen wir Synergien, die dabei helfen, dass Unternehmen zukunftsweisende Lösungen rasch nutzen können.

 

// Das Interview führte Andrea Schneidewendt, Abteilung Strategie und Kommunikation am Fraunhofer IAP