Selbstheilende Baustoffe durch Mikrokapsel-Technologie
Im Bereich programmierbarer Stofftransport wurde 2024 erfolgreich eine Technologie zur bedarfsgerechten Freisetzung von Wirkstoffen im Bausektor entwickelt. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IWU konnte dafür ein Demonstrator aufgebaut werden. Wird Mauerwerk beschädigt und bildet sich ein Riss, wird eine schützende Substanz mit Hilfe von Mikrokapseln an der Grenzfläche freigesetzt. Diese Mikrokapseln sind speziell auf das Material, also die Mörtelmasse, abgestimmt.
Nachhaltige Schmierstoffe
Auf dem Gebiet der programmierbaren Reibung wurde ein Konzept entwickelt, bei dem Flüssigkeiten elektrisch freigesetzt werden können. Tribologisch beanspruchte Beschichtungen zeigten dabei niedrigere Reibwerte als kommerziell erhältliche Gleitlacke. Außerdem wurden optisch schaltbare Schmierstoffe genauer untersucht. Sie können ihre Eigenschaften unter Einfluss von Licht verändern und sind besonders interessant für die Blechumformung. Erfolgreich wurde ein ölmischbares Schaltmaterial auf der Basis von Rizinusöl synthetisiert. Da Basisöle für Schmierstoff-Formulierungen im Umformbereich normalerweise auf hydrophoben Mineralölen basieren, stellt der Einsatz einer nachwachsenden, umweltfreundlichen Rohstoffquelle einen wichtigen Meilenstein dar.
Autarkes System zum Schutz vor Unterkühlung
In Kooperation mit dem Fraunhofer ICT ist die Entwicklung eines neuartigen Systems gelungen, das einen Schutz vor Unterkühlung in Gebäuden, Gewächshäusern oder auch bei Transportprozessen bieten kann. Das System reagiert autark auf Temperaturveränderungen seiner Umgebung, indem sich ein Aktorelement aus Formgedächtnispolymeren beim Erwärmen zusammenzieht und beim Abkühlen ausdehnt. Die daran befestigten Kristallkeime werden in einem Regenerationsprozess aus einem schaltbaren Phasenwechselmaterial herausgezogen und bei tieferen Temperaturen wieder mit dem Phasenwechselmaterial in Kontakt gebracht, woraufhin es zu einer kontrollierten Freisetzung von Wärme kommt. Die erfolgreiche Skalierung vorausgesetzt können solche Systeme zukünftig sicherstellen, dass die Umgebungstemperatur zum Beispiel in Wohngebäuden nicht unter einen vorab festgelegten Schwellenwert fällt, der im Wesentlichen durch die untere Auslösetemperatur des Formgedächtnispolymers bestimmt ist.
Um die Anwendungsrelevanz für programmierbare Materialien zu stärken, wurde die Zusammenarbeit mit der Industrie weiter vorangetrieben. Anwendungsszenarien wurden in sogenannten Serendipity Days mit Industriekunden besprochen. Dies geschah vor dem Hintergrund, den Cluster als Kooperationsprojekt mehrerer Fraunhofer-Institute eigenständig nach dem Fraunhofer-Forschungs- und Finanzierungsmodell auch nach 2026 fortzuführen.